PSYCHIATRIE AUS NATURWISSENSCHAFTLICHER SICHT

Autor/innen

  • Bernhard Bogerts

DOI:

https://doi.org/10.24352/UB.OVGU-2020-099

Abstract

Bei der Suche nach den Ursachen psychischer Erkrankungen dominierten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts dualistische Vorstellungen, wonach „geistige Umnachtung“ oder „Wahnsinn“ aus der Sicht moralisierender Theorien häufig als Folge sittlichen Fehlverhaltens angesehen wurde oder aber gänzlich unerklärbar erschien. Die Entdeckung der hirnorganischen Substrate der motorischen Aphasie (Sprachunfähigkeit) und des Stirnhirnsyndroms, das mit einem Verlust differenzierter Persönlichkeitsmerkmale einhergeht, sowie die Beschreibung der hirnpathologischen Grundlagen der Alzheimer-Krankheit und der progressiven Paralyse führten etwa ab 1900 zu einer zunehmenden Akzeptanz hirnbiologischer Sichtweisen psychischer Störungen. Seit Einführung des ersten Antipsychotikums im Jahre 1952 und des ersten Antidepressivums im Jahre 1957 haben sich die Behandlungsmöglickeiten fast aller psychiatrischen Krankheitsbilder ganz erheblich verbessert. In den letzten zwanzig Jahren konnten hirnbiologische Korrelate schizophrener Erkrankungen nachgewiesen werden, die die Pathophysiologie dieser bislang rätselhaften Erkrankung verständlicher machen. In der Therapie aller psychischer Störungen werden die besten Erfolge dann erreicht, wenn hirnbiologische und psychotherapeutische Methoden integrativ angewandt werden. Aus klinisch-praktischer Sicht ist davon auszugehen, dass beides an letztlich identischen intrazerebralen/innerpsychischen Mechanismen wirksam ist.

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Veröffentlicht

2020-03-09

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